Aviatar: Lufthansa entwickelt digitalen Zwilling
Wie viele Flugzeuge befinden sich gerade in der Luft? Wo steht eine Reparatur an? Die Nutzer der Plattform AVIATAR von Lufthansa Technik haben alle Daten ihrer Flotte im Blick.
Übersicht spart Geld. Wenn eine Fluggesellschaft ihre Flotte optimal einsetzen will, braucht sie unzählige Fakten. Insbesondere aus dem Bereich Maintenance, Repair and Overhaul (MRO), also Instandhaltung und Wartung: Wie viele Flugzeuge werden gerade gewartet? Welche mussten wegen einer unvorhergesehenen Reparatur landen? Und wie lang dauert es, eine Ersatzmaschine zu besorgen?
Wer Antworten auf diese Fragen erhalten will, muss heute nicht mehr mit der Werkstatt telefonieren und keine E-Mails ans Lager schreiben – die Flugzeuge selbst liefern die Informationen. Die Systeme moderner Typen wie der Airbus A350 oder die Boeing 787 erheben rund das 50-fache an Daten ihrer Vorgängermodelle – und können sie digital übermitteln. „Für einen MRO-Dienstleister wie Lufthansa Technik ist darum zukunftsentscheidend, sich auf diesem Feld rechtzeitig und richtig zu positionieren“, sagt Christian Langer: „Wir müssen das steigende Datenvolumen so nutzen, dass Endkunden davon maximal profitieren.“
Ein vollständiges Spiegelbild der reellen Flugzeuge
Langer ist Leiter Commercials der Product Division (PD) von Lufthansa Technik, die gegründet wurde, um genau dies zu tun: „Digital Fleet Solutions“. „Hier führen wir Engineering-Know-how und Software Skills zusammen.“ Das erste Produkt des neuen Geschäftsbereichs heißt AVIATAR: eine Plattform, deren Nutzer auf Apps Zugriff haben, die dem Endkunden zahlreiche digitale Dienstleistungen bieten.
Zusammengenommen sollen diese künftig ein vollständiges Spiegelbild der reellen Flugzeuge sowie des gesamten MRO-Sektors abbilden, anders ausgedrückt: einen digitalen Zwilling. „In diesem Bereich wollen wir der Vorreiter der MRO-Industrie werden“, sagt Langer: „Dass es das Entwicklungsteam von Lufthansa Technik in nur 18 Monaten geschafft hat, AVIATAR zum Leben zu erwecken, ist eine erstaunliche Leistung.“
Sieben Apps sind heute bereits verfügbar. Mithilfe von „Fault Analytics“, „Condition Monitoring“, „Predictor Plugins“ und „Performance Metrics“ wissen Kunden, an welchem Ort sich ihre Maschinen gerade befinden – und in welchem Zustand. Sie können sogar in die Zukunft blicken. Denn die Apps übermitteln Warnsignale, wenn Bauteile nicht ordnungsgemäß funktionieren oder schneller als vorgesehen verschleißen und Wartungen deshalb vorgezogen werden sollten.
Dank „Fleet Management“ können Nutzer diese Informationen auf einen Blick auf einer Weltkarte erfassen. Langfristig werden sie nicht nur die Antwort auf die Frage erhalten, wie gut es der eigenen Flotte geht, sondern auch, wie gut sie im Vergleich zu anderen dasteht. Über „Reliability Benchmarking“ können sie dann Daten verschiedener Flotten vergleichen. Diese sind anonymisiert, zeigen aber, wo Verbesserungspotenzial im eigenen Haus besteht.
„Je mehr Wissen vernetzt wird, desto besser funktioniert AVIATAR“, sagt Langer, „darum legen wir großen Wert auf eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden und Nutzern.“ Diese können die Plattform mitgestalten oder auch eigene Apps anbieten – unabhängig davon, ob sie einen Dienstleistungsvertrag mit Lufthansa Technik abgeschlossen haben.
Eine erste externe App ist in AVIATAR bereits integriert. „Record Status“ vom Partner FLYdocs verknüpft Informationen von der FLYdocs-Softwareplattform, mit AVIATAR. So können Nutzer fast in Echtzeit den Status ihrer Flugzeugdokumentation nachvollziehen und so Behördenaudits und Flugzeug-Übergaben bei Verkauf oder Miete effizienter vorbereiten. Übersicht, die Zeit und Geld spart.