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KOF Jugendarbeitsmarktindex: Dänemark, Schweiz, Österreich und Deutschland weiterhin führend

Der KOF YLMI mit seinem multidimensionalen Ansatz ermöglicht eine vielschichtige Beschreibung der Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt. Zwischen 2014 und 2015 gab es eine positive Entwicklung in den meisten europäischen Ländern. Gegenüber dem zuletzt veröffentlichten Index behauptet Dänemark seine Führungsposition vor der Schweiz, deren Werte gegenüber 2014 nahezu unverändert blieben. Österreich und Deutschland folgen mit einigem Abstand.

Nach einigen schwierigen Jahren infolge der Finanzkrise werden auf dem Jugendarbeitsmarkt generell Zeichen der Erholung erkennbar. Der aktuelle KOF Jugendarbeitsmarktindex (KOF YLMI) deutet darauf hin, dass sich die Situation der Jugendlichen in nahezu allen europäischen Ländern zwischen 2014 und 2015 verbessert hat. Diese Erholung schlägt sich nicht nur in den Jugendarbeitslosenzahlen nieder, sondern auch in anderen Indikatoren, die sich z.B. auf den Übergang von der Ausbildung in den Beruf beziehen.

Der KOF YLMI beschreibt die Situation von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt anhand eines multidimensionalen Ansatzes. Zwölf Indikatoren, unterteilt in vier Dimensionen, ermöglichen eine breit angelegte und ganzheitliche Analyse. Neben den gängigen Indikatoren, wie zum Beispiel die Arbeitslosenquote, umfasst der Index Indikatoren, welche die Arbeitssituation und die Ausbildung von Jugendlichen sowie die Leichtigkeit des Arbeitsmarkteintritts abbilden.

Die Ergebnisse im Einzelnen

Im aktuellen KOF YLMI bestätigt die Schweiz ihre gute Position mit einem YLMI-Wert für 2015 von 5.71 (auf einer Skala von 1 bis 7). Dieser Wert blieb gegenüber 2014 praktisch unverändert. Nur Dänemark erzielt im Jahr 2015 einen besseren Index-Wert als die Schweiz und verbessert sich von 5.73 auf 5.79 Zähler. Österreich und Deutschland folgen mit einigem Abstand auf den Plätzen drei und vier. Der Durchschnitt der EU28 lag bei 4.82.

Der Hauptunterschied zwischen den vier führenden Ländern liegt in der Dimension «Bildungssystem», in der Österreich und Deutschland deutlich niedrigere Werte erzielen als Dänemark und die Schweiz. Die Niederlande, die mit 5.44 Punkten auf Platz fünf rangieren, zeigen in der Dimension «Bildungssystem» ebenfalls Raum für Verbesserungen. Zudem schneiden die Niederlande in der Dimension «Arbeitsqualität» schlechter ab als die vier besser platzierten Länder.

Besonders erwähnenswert sind die positiven Veränderungen in einigen südeuropäischen Ländern. Eine Zunahme des KOF YLMI-Index insgesamt konnte in Kroatien, Griechenland, Mazedonien, Spanien und Italien verzeichnet werden. Diese Verbesserungen sind willkommene Zeichen einer leichten Erholung angesichts der schwierigen Nachwirkungen der Finanzkrise, in der die YLMI-Werte in diesen Ländern dramatisch einbrachen.

Schweizer Jugendliche weniger aktiv als deutsche

Die vierte Ausgabe des KOF YLMI enthält zudem eine Analyse, ob hohe Arbeitslosenquoten in einer Rezessionsphase dazu führen, dass mehr Jugendliche einen formalen Bildungsgang absolvieren. Da die Werte für den Indikator «Arbeitslosenrate» in Rezessionsphasen sinken (je tiefer die Werte, je höher die Jugendarbeitslosigkeit), ist eine negative Korrelation zwischen diesem Indikator und den Werten für den Indikator «Rate der formalen Ausbildung» zu erwarten. Die Analyse bestätigt generell diese negative Korrelation. Dieses Muster ist zwar insgesamt zutreffend, jedoch nicht in allen Ländern zu beobachten. Die Schweiz beispielsweise zeigt eine negative Korrelation zwischen den Indikatoren «Arbeitslosenrate» und «Rate der formalen Ausbildung». In Deutschland ist dies nicht zu beobachten.

In der EU28 zeigt Deutschland zwischen 2010 und 2015 bei den Indikatoren «Arbeitslosenrate» und der Rate der Jugendlichen, welche weder beschäftigt noch in Ausbildung sind («NEET-Rate») sowie der «Rate der formalen Ausbildung» eine besonders eindrucksvolle Entwicklung. Im Jahr 2015 waren Jugendliche in Deutschland in einer deutlich besseren Situation als 2010. Sichtlich mehr junge Menschen nehmen an formalen Bildungsgängen teil, und auf dem Arbeitsmarkt sind Jugendliche weit seltener von Arbeitslosigkeit betroffen oder untätig. In der Schweiz waren die Jahre nach 2010 hingegen geprägt von einem leichten Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit und der Zahl Jugendlicher, welche weder einen Bildungsgang absolvieren, noch beschäftigt sind («NEET-Rate»). Gleichwohl wurden diese negativen Tendenzen von einem moderaten Anstieg bei der Teilnahme an formalen Bildungsgängen begleitet. Dieses gemischte Bild deutet auf mögliche antizyklische Effekte zwischen den Arbeitsmarktbedingungen und der Ausbildung in der Schweiz hin. Solche Effekte sind in Deutschland jedoch nicht zu beobachten.

Berufsausbildung und Schulung können dazu beitragen, die Bedürfnisse zu befriedigen

Um negativen Trends auf dem Jugendarbeitsmarkt entgegen zu wirken, fördert die Politik in jedem Land der Welt Berufsbildungsprogramme, die Jugendliche auf den Eintritt in den Arbeitsmarkt vorbereiten. In einer vor Kurzem erfolgten Untersuchung haben KOF-Forscher bestimmte Indikatoren des KOF YLMI verwendet, um die Beziehung zwischen dem Berufsbildungssystem und dem Jugendarbeitsmarkt zu analysieren (Bolli, Egg & Rageth, 2017). Ihre Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Stärkung eines vollschulischen Berufsbildungssystems der Integration von Jugendlichen auf dem Arbeitsmarkt in einigen Ländern sogar entgegenstehen kann. Demgegenüber zeigen empirische Belege, dass ein duales Berufsbildungssystem nicht nur die Integration auf dem Arbeitsmarkt fördert, sondern auch die Arbeitsbedingungen verbessert. Diese Ergebnisse zeigen, dass das Berufsbildungssystem kein Allheilmittel ist, sondern ein Instrument, dessen Wirksamkeit von der Programmqualität, der Vernetzung zwischen den Akteuren aus den Bildungs- und Beschäftigungssystemen sowie von einer strukturierten Ausbildung am Arbeitsplatz abhängt.

Link zum Web-Tool

Die aktualisierten Werte des KOF YLMI für den Zeitraum von 1991 bis 2015 können über eine Web-Applikation abgerufen werden. Dieses interaktive Tool ermöglicht Vergleiche von Zeitreihen der Lage auf dem Jugendarbeitsmarkt ebenso wie Ländervergleiche. Die User können ihre eigene individuelle Auswahl treffen und die so generierten Diagramme herunterladen. Zudem bietet das Tool die Möglichkeit einer Anpassung der Gewichtung an die eigenen Anforderungen.

TOP 10

2015:   2014: Veränderung:
1 Denmark 1 =
2 Switzerland 2 =
3 Austria 3 =
4 Germany 4 =
5 Netherlands 5 =
6 Lithuania 9 ↑↑↑
7 Estonia 8
8 Norway 6 ↓↓
9 Iceland 7 ↓↓
10 Latvia 10 =

Quelle: KOF

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